Um die gesetzliche Rente auch künftig garantieren zu können, soll das Renteneintrittsalter sukzessive auf 68 Jahre angehoben werden. Mit diesem Vorstoß haben Berater von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine neue Rentendebatte ausgelöst. Wobei der Vorschlag an sich nicht neu ist, sondern lediglich wieder aus der Schublade geholt wurde – angesichts drohender, „schockartig“ steigender Finanzierungsprobleme der Rentenversicherung.
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Experten rechnen mit Finanzierungsschock
Quo vadis Rente? Diese Frage wird in jedem Jahrzehnt neu gestellt. Denn, dass es künftig schwierig wird, das Rentenniveau zu halten und überhaupt eine gesetzliche Rente zu zahlen, steht – laut Experten – außer Frage. Daher haben die Berater der Bundesregierung jetzt Klartext gesprochen. Sie schlagen eine Reform vor, bei der die Rente erst ab 68 Jahren vorgesehen ist. Sonst drohten enorme Finanzierungsprobleme, so der Wissenschaftliche Beirat.
Die Rentenkasse steht aktuell vor vielen Problemen. Einerseits gehen die Babyboomer demnächst in Rente. Andererseits steigt die Lebenserwartung, während die Geburtenrate nach wie vor zu niedrig ist. Das führt zu einer längeren Bezugsdauer.
1969 erhielten Männer 10,2 und Frauen 12,5 Jahre lang die gesetzliche Rente. 2019 lag der Durchschnitt bei 18,2 bzw. 21,7 Jahren. Gleichzeitig verschiebt sich der Altersquotient. Er gibt das Verhältnis der Gruppe der über 65-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen an. Derzeit beträgt der Quotient 36 Prozent. Für 2060 erwarten die Wissenschaftler einen Wert von über 58 Prozent.
Rentenbezug an die Lebenserwartung koppeln
Das Ziel müsse daher lauten, so der Beirat, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Die „zusätzlichen Lebensjahre“ müssten „nach einer klaren Regel zwischen mehr arbeiten und länger Rente beziehen aufgeteilt werden“.
Unter dem Strich soll das Verhältnis der Lebenszeit in Arbeit und in Rente weitgehend gleichbleiben. Das lasse sich nur durch eine dynamische Koppelung von Rentenalter und Lebenserwartung erreichen. Diesen Plänen entsprechend wäre man 2042 bei einem Renteneintrittsalter von 68 Jahren.
Rente droht Bundeshaushalt zu sprengen
Würde man die aktuellen Regeln belassen, wonach das Eintrittsalter bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 angehoben wird, drohen massive Probleme. Der Anteil des Bundeshaushaltes würde von 26 Prozent im Jahr 2019 auf über 44 Prozent im Jahr 2040 und geschätzte 55 Prozent im Jahr 2060 steigen. Das würde den Bundeshaushalt sprengen und wäre auch mit massiven Steuererhöhungen nicht finanzierbar“, so der Beiratsvorsitzende Klaus Schmidt.
Kritik von mehreren Seiten
Freunde macht sich der Beirat mit dem Vorschlag trotz aller Warnungen, dass ohne Reform die Tragfähigkeit des Sozialsystems untergraben würde, nicht. Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow spricht von einem „asozialen Oberhammer.“ Man werde mit Zähnen und Klauen die Rechte der Rentnerinnen und Rentner verteidigen.
Auch dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) geht die Forderung zu weit. Arbeitgeber würden massiv entlastet, indem die Rente drastisch gekürzt, der Sozialstaat abgebaut und die Alterssicherung privatisiert werde. Kritik kam auch von Alexander Dobrindt. Statt das Rentenalter anzuheben, sei es sinnvoller eine gute Rente durch die Stabilisierung des Rentenniveaus und der Stärkung privater Vorsorge zu gewährleisten.
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